Ansatz
Den AnSatz zu meinem Ansatz fand ich bei dem Dichter Rainer Malkowski: „Das Einfache ist der unverstellte Zugang zum Komplexen.“ Eine so einfache wie einleuchtende Behauptung, einleuchtend, wie ein Gedicht auch sein kann, und so brauchbar, wie Gedichte sein können. Der Satz lief mir rein. So wie Gedichte einem reinlaufen können. Oder man in Gedichte reinlaufen kann?
Ich fand bei Malkowskis näherer Untersuchung dann Sätze wie: Einmal am Tag / wirklich sehen. / Im Ungefähren / ist das schon viel. Im Notizbuch des Schülers Malkowski fand sich: „Nichts ist selbstverständlich; wir haben uns nur an manches gewöhnt.“
Er vermutete: „Wahrnehmung als Ereignis – das ist es, was im Bewußtsein des Autors vorausgegangen sein muß, damit das Gedicht entstehen kann. Und es bezeichnet zugleich, was das Gedicht dem Leser im Spracherlebnis zu bieten hat. Wahrnehmung als Ereignis. Unsere Lieblingsgedichte sind wahrscheinlich jene, bei denen wir am deutlichsten fühlen, daß sie uns sehend machen.“
Deutlich fühlen, sehend machen! Wie soll das gehen. Sind Gedichte Träger eines Stoffes, zur Verstärkung unserer Sinne? Werden WirkStoffe bei Öffnung des Gedichtes frei und fördern die “Sehkraft”, fühlbar? Hatte er sich vorgestellt: die Türen seiner Gedichte, halb offen oder nur angelehnt, bereit für Besucher, die einen intensiven Moment erleben wollen. Den der Dichter schon gehabt hatte, mit seiner Sehkraft von Alltäglichem, einem Gegenstand, einer Bewegung, einem kleinen Geschehen, dessen poetisches Potential er erfasst hatte, dank seinem dichterischen Blick oder sagen wir Blickwinkel …