Chronologie meiner fußballspeziellen dichterischen Laufbahn, kleine Werkübersicht

Tatsache, ich bin im Besitz von 8 Fußballgedichten, wobei das Wort Besitz hier wohl eine fragwürdige Wortwahl ist, da es Gedichte betrifft. Aber auch wieder nicht so weit entfernt von Ballbesitz, und was kann sich schneller ändern. Auf jeden Fall richtig ist, daß ich die Herstellerin der 8 Gedichte bin, da kann ich mich gut erinnern, unermüdlicher Einsatz, strapaziöse Arbeitssiege! Und die Abschlüsse doch sichtbar, wenn ich sie hier herstelle, ins Netz bringe, platziere. Reinknallen wäre übertrieben, käme mir etwas aktionistisch vor.
(Wenn mir aber jemand gesagt hätte, daß mein Repertoire mal Fußballgedichte umfassen würde, dann hätte ich Trunkenheit oder Verwirrung bei dem Jemand vermutet.)

Herstelldatum von Gedicht Nr. 1 war grob gesagt die WM 2010 und zu dem bin ich gekommen, nicht wie die Jungfrau zum Kind, der Pass würde sich anbieten, bin ich durch eine Stange = Großpackung Hanuta gekommen – wegen WM hatten die einzelnen Hanutas Fußball-Bildchen dabei. Ich hatte Thorsten Frings und unter ihm stand: Mittelfeld. Das mich sofort direkt angespielt hat, das Wort fiel mir auf den Fuß.
ich spiele im Mittelfeld/wenn mich/jemand/fragen würde/wo ich spiele/würde ich sagen /Mittelfeld …
Das Gedicht ging los und weiter – ich musste gar nicht groß ins Spiel finden – wie bestellt und abgeholt. War da und erwies sich als brauchbar. Klein und wirkungsvoll. Rollte es, bis in die Oberstufe Deutsch eines Stuttgarter Gymnasiums, in eine Lehreinheit „Identität“. Und gleich kam noch eins hinterher, aber das nicht in die Oberstufe.
Nr. 2 Bankleere.
mir fehlt ein Ersatzmann/mir fehlt unbedingt/ein Ersatzmann, den ich/einspielen kann
Eins von den Problemen, wie sie jede heterosexuelle Frau kennt, in welcher Mannschaft und Liga auch immer sie spielt. Sicher gäbe es auch eine homoerotische Variante, müsste ich eine zum Einwechseln haben? dachte ich dann, wobei ich mit dem Reim eventuell in Schwierigkeiten solidarischer Art kommen würde. Ach nein, doch nicht – das geht schon. Auch den! Ball konsequent geklärt.

Kaum hatte ich 2 Fußballgedichte – und natürlich könnte ich sie auch nicht so nennen und im Meer meiner ungezählten Gedichte unmarkiert versinken lassen – verbreitete sich das wie mit Hörnerklang und ich wurde zur Zeit der WM zu einem Slam eingeladen, ins alte Französische Kino in Reutlingen, genannt FranzK und Kulturzentrum: Du hast doch Fußballgedichte!? Das konnte ich bestätigen. Man lässt sich ja nicht lumpen, also hab ich noch ein, zwei produziert, dabei ein hässliches, gemeines, männerfeindliches. Nr. 3: 91. Minute. Gebaut aus lauter sehr ernsthaft sportlichen, sachlichen Fachbegriffen und Redeweisen, den Ball mal kurz – es gibt auch lange Bälle! – umgedreht und in die gegnerische Abwehr gedonnert:
und wenn er sich ein Zelt/vor dem Tor aufstellt und versucht/mit dem Schiedsrichter zu verhandeln … Aus. Ende der Spielzeit. Verdiente Niederlage.

Wobei ich mir schon des Handspiels, Übergriffs, der sachfremden, fröhlichen Nutzung bewußt war, aber spielfreudig weitergedribbelt, hochmotiviert. Für meine Zwecke war zu viel Brauchbares in Jargon und fußballerischer, technischer Fachsprache, um an den Vorlagen vorbeizulaufen. Der Ball kommt. Und hatte ich nicht mal in einem Slam-Text, „Hackfleisch oder Der Furz, eine deutsch-türkische Liebesgeschichte“, der das alpine Panorama eines hellen, vollkornfeindlichen Spaghettibergs auf dem Teller malt und die Gipfel-Frage stellt: heute mal mit oder ohne? Hacki ?? „Ich will aber Braun dabei haben.
Ich will tierische Fette drin haben. Ich will …“ – oder besser biobewußter: Rot-Weiß-Essen. Da hatte ich schon mal eben blind rübergegriffen. Und aus der sehr selbstverständlichen Verwendung in einem anderen sprachlichen Umfeld, der Verschiebung, entsteht ja die Komik. Die Versetzung, De-platzierung macht die Störung der Erwartung, Verblüffung über den Einwurf, Vorstoß. Es gibt Reibungswärme – der Ball wird heiß – fremde Landschaften touchieren sich, Sprachkanten crashen, die hörbare Zwangskopulation zweier Kontinente. Der Fußballsprache werden nationalistische, militaristische und sexistische Tendenzen vorgeworfen und nachgewiesen. Aber das lief schon vor dem Spiel. Kriegerische Metaphern waren verbreitet in der Volkssprache im 19. Jahrhundert, geprägt von Nationalismus und imperialistischen Bestrebungen. Längst eingebürgert. Die Anfänge des Fußballs (obwohl er rund ist) lagen ja in einer Zeit, in der das Militärische feldüberlegen war, im täglichen Leben. Populär und also auch sprachlich sich einprägend wurde der Fußball aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg (das Wunder von Bern!).
„Emotional und martialisch“ wurde die Fußballsprache genannt, genau wie ichs brauchte! Und in allen Härtestufen. Fußball – DramaKing, Gut und Böse auf der Bühne, Helden und komische Figuren, Versager auf ganzer Linie, Künstler und brave Handwerker, Läufer, Lieferanten … alle auf dem Platz. Drama und! Tragödie kriegen wir geboten, Lustspiel und lieblose Ackerei auf dem Feld, müde Krieger, aber auch schweißglänzende Sieger und Siegerinnen! Klar aber auch eine Männersprache, geschichtlich gesehen – Männergebaren, Männergehabe, geht es ums Jagen, um Beute, um Siegen und Kriegen. Kräftevergleichen könnte man pädagogisch sagen, der Wettstreit steht im Vordergrund, aber wird dem Glauben nicht mit jedem gezielten Foul quasi in die weltfremden, sportromantischen Eier getreten?
Sage mir wie du sprichst und ich sage dir …! „Leistungsträger“ – Industriepoesie! Unsere Fußballmannen und -frauen tragen nicht mehr nur ihre Trikots. Sie sind „technisch gesehen“ Leistungsträger für ihren Verein und Werbungsträger – und auch noch Hoffnungsträger, jetzt gerade für die EM. Früher trugen sie ihre Mannschaft zum Sieg!
Aber ich, ungestoppt weiter, am Ball bleiben: Die Stürmerkraft (weibl.) verhalf mir dann zur Nr. 4 Sturmspitze. Und dem angekündigten Slam-Auftritt während der WM 10, meiner fußball-poetischen Performance zur vollen Einsatzberechtigung.

Kampfsprache, Krieg – „Fußball ist Krieg!“ hatte der niederländische Nationaltrainer Rinus Michels 1974 erklärt und damit auch das Feldherrentum. An Kriegsmetaphorik wahrlich kein Mangel – „über den Kampf zum Spiel finden“ hieß es: schießen, abfeuern, Volltreffer, Manntreffer, überfallartige Angriffe, tödliche Pässe, deutsche Panzer, Brecher, Abfangjäger, Kopfball-Raketen und -Torpedos, die Granate schlägt ein, Bombenhagel vor dem Tor, der Bomber der Nation, die Todesschwadron. Eine offene Feldschlacht, die Truppen stehen sich auf dem Feld gegenüber, man formiert sich, in Abwehr- und Angriffsreihen.
Die vollständige Vernichtung des Gegners im Visier, ihn frontal attackieren, über die Flanken vorrücken, mannhaftes Eindringen in feindliche Linien, Strategien untergraben, der Gegner muß niedergemacht werden, abgeschlachtet, gründlich ins Gras beißen – Rasen fressen aber Ehrensache. Gegnerische Kampfmaschinen, nicht tot zu kriegen. Und dann noch die dröhnenden Schlachtenbummler (und -bummlerinnen)! Zur WM 2010 bis an die Zähne vuvuzela-bewaffnet.

Jogi Löw soll seine seine Mannschaft nach einem Spiel gegen die Tschechische Republik mit dem Satz „Im Angriff sind die Spieler wie Giftpfeile in die gegnerische Abwehr gestoßen!“ gelobt haben. „Die deutschen Panzer haben aus der armen Schweiz Hackfleisch gemacht. 2 „Abnutzungskampf gegen bissige Portugiesen.“ – Lautstarke nationale „Volksmusik“, unabgeschirmt.
Und aber: „Wir gewinnen und verlieren zusammen!“ – ist so ein Mannschaftsgeist nicht geradezu global gedacht, ökologisch vorbildlich?!! Ausgleich das Ziel?
Reporter und Medien hypten die schon gewaltfreundliche Sprache noch mehr, bilder- und synonymgeil. „Gomez köpft die Angst weg!“ (ARD Sportschau) – aber da ist doch der Fußball eine bombige Lebensspritze, in den deutschen Sprachkörper!? Sprachhüter ans Telefon!
Der Braunschweiger Lehrer Konrad Koch, der 1874 den Fußball in Deutschland eingeführt hatte, an seiner Schule, schrieb 1903 in der „Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins“: „Mit dem Spiele … haben sich leider von drüben auch eine Anzahl englischer Ausdrücke bei uns eingeschlichen. Und … so hört man auf recht vielen Spielplätzen ein widerwärtiges Kauderwelsch, das unserem köstlichen Spiele in den Augen echt vaterländisch gesinnter Männer Eintrag tun muss.“
Konrad Koch gab uns die deutschen Fußballwörter und versuchte, „der Poesie des Fußball-kampfes gerecht“ zu werden – was versuche ich denn hier?!!

Man kannte schon den Satz: Liebe ist Krieg. (Fußballer, Sportler sprechen bei Interviews gern in der Man-Person!) Und der kam dem Satz: Fußball ist Krieg! entgegen, eine Wunschbe-gegnung! Da fanden sich zwei Vereine, zu einem Spiel. Und stehen sich nicht auch 2 Mannschaften in der Liebe gegenüber, auf einem Spielfeld, egal ob Mann oder Frau, gemischtes Doppel oder doppeltes Einzel, Stellungsspiel, mit oder ohne Manndeckung. Mit Regeln und allen erdenkbaren Fouls. Blitzkriege und blutige, schier nicht endenwollende Auseinandersetzungen, friendly fire.
„Einige Leute denken, Fußball sei eine Sache auf Leben und Tod. Ich mag diese Haltung nicht. Ich kann denen versichern, dass es viel ernster ist als das.“ Bill Shankley, Mananger des FC Liverpool. Trifft das nicht auch auf die Liebe zu, Stoff und Kampfstoff, heftigster. Kann es grausamere und andere so bittere persönliche Niederlagen geben als auf diesem Feld, Knochenbrecher-begegnungen. Kann man verlassener sein als in einem Riesenstadion, unter allen Spielern der Welt, mit dem Ball allein. Da fiel mir ein, hatte ich nicht irgendwo ein Gedicht gesehen, das „kampfstimmung“ heißt:

die spitze meiner brust
zwischen zwei fingern
wie eine zigarette
zieht er mich zu sich
und fragt in meine augen
was los ist …
antworten kann ich nicht
weil meine lippen schon
mit seinen bis aufs blut
sich streiten

Und hier, offenbar ein Naturgedicht:

sommerfeldzug

über den umgestürzten
alten baum gebogen
die lippen aufgerieben
die achseln ausgeküßt
und als ihre brüste sich
ihm entgegenstellen
schlägt er ihr den rock
übers gesicht

Da wird sich unbeschwert von political correctness militaristischer Formeln bedient, sehe ich mit emanzipatorischem Schrecken. Wie skrupellos darf man denn dichten, wenn Sex im Spiel ist!? Wie männlich wird der Blick?, weil ein domina-nter Blick?, von oben aufs zu füllende Blatt, Tastenfeld, auch ein Spielfeld. „Der Rasen muß brennen!“ (Ottmar Hitzfeld, der Name ist Programm?)
Macho-sexistisch?, die Fußballsprache? ungeniert, direkt drauf? Der Ball muß rein. Mach ihn doch endlich rein! „Gomez macht`s“ So sieht das auch Giovanni Trapattoni, der Fußball-Sprachgeschichte geschrieben hat mit so falschen Verschraubungen wie: Habe fertig. Aber das zeigt doch männlich-treuherzig, nicht abgefälscht, worums den Fußballern geht: um den befreienden Treffer!
„Defensiv oder offensiv gibt es nicht! Es gibt nur einen Ball.“ sagt Trapattoni chiaro tondo. Das wußte schon Uwe Seeler: „Das Geheimnis des Fußballs ist ja der Ball.“
Aber sage keiner, daß es nicht auch sensible sprachliche Aktionen gäbe, „den Ball kitzeln“ klingt ja ultrapazifistisch neben dem ewigen, nervenden Schießen. „Der Ball streichelte die Latte“, finde ich in einem Fußballbericht, geradezu zärtlich. Der Reporter des Deutschland-Portugal-Spiels verwandelt diese Vorlage begeistert in: „Der küsst die Latte, aber zum Glück von oben!“ – „Weite Schüsse, Lattenküsse…“, der Refrain des neuesten Fußballsongs zur EM. Die deutschen Songmacher schlafen nicht.
Reporter Gottlob sorgte fast für poetic moments, in seiner Verzweiflung: „Sie finden den Weg nicht, nach vorne!“ Das erinnert an den niederländischen Trainer Huub Stevens, der mal resignierend feststellte: „Aus dem Mittelfeld kam zu wenig, von hinten kam zu wenig, vorne kam auch zu wenig.“ Und der italienische Trainer Nevio Scala wußte schon früh: „Das Tor ist ein Problem, das jede Mannschaft hat.“
In der EM kann man den sprachlichen Blüten zusehen, beim Aufgehen: „Schweinsteiger schaffte es nicht, das Geschehen an sich zu reißen.“ Zeitungstext! Was hätte er mit dem Geschehen an sich auch gemacht? Die „Explosion der Wackelkandidaten!“ wird uns gemeldet. Ruhende Bälle solls ja aber auch geben, vor dem Sturm.

Nahkampf. Mann gegen Mann (Frau gegen Frau, Anm. der Red.). „Das roch nach Schweiß, Deutschland siegt schmutzig“ titelte WELT ONLINE nach dem ersten Deutschland-Spiel der EM. Grabenkampf. Fightclub. Fußball ist: Körper und Kopf, im Einsatz. Instinkt und Kalkül. Reaktion und Berechnung. Ziel und Taktik. Siegen und Verlieren. Lust und Leid. Glück und Pech. Fair und Foul. Training und Schiebung … Und doch! Wie das Spiel sich drehen kann und aufs andere Tor zuläuft. Mit anderer Kraft, Geschwindigkeit. Ein anderer Wind, ein neues Gefühl, das den Ball wie mit Gold überzieht. Und zum Tor auch zieht, magnetisch! magisch. Beflügelt, wie auch der Spieler, der ihn gleich ins! Tor bringen wird. ER ist auserwählt, von diesem goldenen Ball. Er wird sich als wert erweisen, der großen Aufgabe, nicht zögern, es wagen. Er kurvt nicht, er tänzelt, eiert nicht mehr unentschieden rum, er wird die Chance nicht vergeben, er wird sich nicht verlaufen noch verstolpern, noch seine Hand in die Nähe des Balls bringen. Er wird ihn einfach ins Tor hieven, da, wo er hin will, da, wo er hin soll. Da, wo er schon fast ist.

In der Fußballsprache sagt man: zaubern. „Wer zaubert besser?“ Özil oder Ronaldo? fragte die STZ am Tag des Deutschland-Portugal-Spiels. Der Schlagzeilenmacher (männl.) weiß scheints nicht, dass man zaubern kann oder nicht. Und das gilt mal wieder nicht nur für den Fußball.

Fußball ist auch: Erfüllung, von allen Wünschen, Hoffnungen, Träumen. Wille, Ehrgeiz und Können, Gewinnen scheinen kompatibel. Das Glück ist machbar. Die Rechnung geht auf. Der Reim geht auf. Für Momente ist alles gut. Buchhalterisch: auf gleich. Aposto, wie der Italiener (Gerhard Polt) sagt. Untergebracht, am richtigen Platz. Heaven is a place on earth.

Fußball ist vor dem Sieg (oder der Niederlage): Kampf, keine Frage. „Man kann jedes Spiel gewinnen, man kann auch jedes Spiel verlieren“ sagt Franz Beckenbauer. Und auch auf dem Feld gehts um Geld, wie überall auf der Welt, im Verein, um Kasse und Käuflichkeit und um Politik. Das Leben eben, ist: Fußball oder Fußball ist das große Spiel auf kleinem Platz?
Das Vokabular des Lebens finden wir im Handbuch der Fußballsprache. Es kann immer noch gewonnen werden, bis zum Schluss. Es kann immer noch verloren werden, kurz vor Schluss. Das Spiel hat eine Ende, nach jeder Verlängerung. Manchmal gibt es keine Verlängerung. Und keine Gerechtigkeit. Am Verlieren stirbt man (erst mal) nicht. Nach dem Spiel ist (noch) vor dem Spiel. Aufgeben ist nicht! Aber manchmal muß abgegeben werden.
Aus dem Alltag in den Fußball – eine Schwalbe macht noch keinen Sommer! – aus dem Fußball über die Linien in die Alltagssprache, die Querpässe sind nicht zu zählen. Wer hat nicht schon mal ganz für sich ein Eigentor geschossen, ist Spielball gewesen schicksalshafter Kräfte, das Schlusslicht, im Alleingang, schon in der zweiten Halbzeit. Lieber in der Oberliga! 1 : 0 stehts, für mich.

Nr.5 Spitzenspieler des Jahres – In dem Gedicht konnte ich ein Szenario von tragischem Dauerversagen entfalten, den Schuss in den Ofen im Tor unterbringen. Wie fündig man in der Fußballsprache wird, wie gnadenlos viele Worte es für das Verlieren gibt, wie man breit aufgestellt scheitern kann, den Erwartungen nicht entsprechen, die Leistung nicht bringen,
in der Abwehr schwach/im Sturm vermißt gemeldet/im Strafraum wie zu Hause/fühl ich mich Abseits erst/richtig wohl …
Wie man jede Chance gezielt verpassen, verjagen kann, Freistoß, Ecke verschenkt, Elfmeter in die Erde versenkt, in jede Falle gehen, jede gute Angriffs- oder Tormöglichkeit vertrödeln, versemmeln kann. Angreifen ist gut! Gewinner greifen an, warten nicht auf Geschenke vom Weihnachtsmann! Kann man lebenslang Verteidiger sein? Glückfreier Verein. Sturmfreie Bude. Das Spiel immer wieder mit neuer Kraft verlieren, ja doch fast verlieren wollen, so wies aussieht! hoch verlieren, erniedrigt werden wollen, die Stiefel küssen. Weil man schlecht ist, „so schlecht, ich bin soo schlecht!“ (Anke Engelke) Der Ball im DauerAus. Kein Einwurf mehr. Abpfiff. Werden welche für die Bank geboren? Als Tribünenfutter. Und kommen nie ins Spiel.

Jetzt hat man ja als Dichter/Dichterin auch einen sozialen Auftrag, also machte ich so weiter, dämpfte meine Spielfreude ein wenig, um nicht triumphierend zu wirken, das Schicksal herauszufordern – so pumperlgsund und unverletzt – um the next zu produzieren.

Nr. 6 Ballverlust
das spiel läuft/ohne dich und/jeder schlechtere/Spieler ist auf/dem feld nur/du nicht, du nicht/du bist nicht/aufgestellt! …
Mit der Ansage ließ sich jede Krankheit, anfallsartig oder chronisch, mit oder ohne Todesfolge gut behandeln. Verwarnung, von den Füßen geholt, umgesägt, flachgelegt … Feldverweis, Ausmusterung, lebenslang Sperre … Tribünenehrenplatz!

Und schon kam Nr. 7 aus der Kabine, was heißt hier „schon“, wir sind in 2012! Hieß zwar meine Mannschaft, aber die bestehend aus weiblichen Körperteilen, die Brust ist rund (wenn sie nicht spitz ist), Mannschaftsmitgliedern, die alle spieleifrig bei allen möglichen Begegnungen dabeisein wollen … erwartungsvoll, sich fast vordrängeln, aufgestellt zu werden, von den Vertiefungen ganz zu schweigen. Alles, nur nicht auf der Bank missmutig rumhängen und zusehen müssen, spielsüchtig und entsetzlich spielfern, wie das Flachland von den Bergen.

Worums geht, bei dem Ganzen? Ums Toreschießen, ganz einfach. Torjäger, Scharfschützen, Flintenweiber in Position. Der Tormann bewacht das Tor, man versucht, den Ball reinzubringen, den Reim heim und verwandeln!, verwandeln! Auch mit kleinem Ball kann man groß rauskommen. Der Abräumer sein. Der Spieler wird mit jedem Tor teurer!
Manche Bälle haben einfach zu wenig Luft, zu wenig drive, keine Berechnung, keinen Bogen. Bleiben am Boden, am Fuß kleben. Fliegen nicht! Zauber? Poesie? Fehlanzeige. Deswegen heißt meine Nr. 8 einfache Spielanleitung, zur EM noch fertig geworden. Man tut, was man kann. Um die Mannschaft zu unterstützen.


laß es knallen, den Keeper
vor dir auf die Knie fallen, mit
leeren Händen
du stehst voll davor, du hast
den Schuß, den Ball auf dem Fuß
s c h i i i i i e e e ß !!!!!!!!!!
doch! …
mach es, verdammt, das Tor.

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